Ins Handeln kommen

Quereinstieg mit Hindernissen

Kerstin ist alleinerziehend. Töchterchen Lene ist 9 Jahre alt und geht in die Schule. Sie hat ihre Mutter höchst selten weinen sehen. Trotzdem weint Kerstin immer öfter. Sie fühlt sich oft allein gelassen und überfordert mit den Problemen von Lene in der Schule und mit ihrer vorübergehenden Auszeit nach der unfreiwilligen Kündigung.

  

Kerstin nimmt sich im Allgemeinen die Dinge zu sehr an, kann schlecht das eine von dem anderen trennen, wirkt dadurch überkritisch, verliert sich in Details und kommt somit schnell an ihre mentalen Grenzen. Schließlich muss Kerstin alles „alleine“ machen! Die sonst so freundliche, loyale und positiv gestimmte blonde Frau wird immer pessimistischer, unbeweglicher und traut sich immer weniger zu. Zum Glück gibt es Tochter Lene, die Frau in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen kann… - und wer weiß, ob sie als Alleinerziehende sowieso noch eine Chance auf dem hiesigen Arbeitsmarkt hat, allenfalls als Bäckereifachverkäuferin im Café am Markt nebenan.

 

Im Moment fehlt es ihr an beruflichen Optionen und Möglichkeiten, und einer Richtung wo es hingehen soll. Am liebsten würde Kerstin ganz raus aus dem Büro, raus aus den letzten 20 Arbeitsjahren mit Logistik, Zoll und Buchhaltung. Sie will raus aus dem Gefühl, ständig „am Schreibtisch sitzen“ zu müssen. Sie möchte weg von dem Image des kleinen „Dummchens“, was sich immer mehr Arbeit überhelfen lässt, weil es an Grenzen, dem Nein-Sagen und dem eigenen Anspruch fehlt, auch etwas nicht zu schaffen. Ihre Ex-Chefin hingegen nutzte ihre Loyalität, ihr Engagement für das Unternehmen und ihre Unterlegenheit gnadenlos aus und knallte ihr immer mehr Zusatzaufgaben auf den Tisch. Sie verschob die Leistungsgrenzen systematisch immer weiter nach oben. Gut war schließlich nie gut genug. Sie selbst zog sich noch vor dem Feierabend den pinkfarbenen Lippenstift im Spiegel nach, schlüpfte in die High Heels und verließ gutgelaunt das Büro.

 

„Wer nicht „nein“ sagen kann, sollte dringend lernen den Kopf zu schütteln“. Martin Knecht

 

Das letzte Arbeitsverhältnis hat Kerstin sichtlich aufgewühlt. Die Wunden nach der Kündigung sind noch spürbar offen. Die Abwertungen der damaligen Chefin und das, was Kerstin dort zu hören bekam, hallt ihr immer noch im Ohr. Zu groß sind die Verletzungen und das Unverständnis und vor allem die Frage: „Was habe ich nur falsch gemacht?“. Das passiert oft, wenn Frau unschön aus einem Arbeitsverhältnis gegangen ist, meist unfreiwillig und ohne Rückfahrschein. Nur noch raus aus dieser Anstalt und zurück zu sich selbst und zu den eigenen Bedürfnissen. Kerstin will rein in die Praxis. Sie möchte etwas mit ihren Händen erschaffen und eigene Ergebnisse sehen, einfach anpacken und eine Arbeit tun, wo sie sich mit Herz einbringen kann. Sie will wieder näher am Menschen dran sein. Sie fühlt sich immer mehr zu der gegenüberliegenden Gärtnerei hingezogen. Sie war schon vor einiger Zeit nach einem Termin für ein Praktikum fragen. Leider war der Chef nicht anwesend und seitdem ist die Idee im Sande verlaufen, noch einmal einen anderen beruflichen Weg zu wagen. Stattdessen meldet sich eine fragende Stimme im Hinterkopf: „Willst Du das wirklich?"...

  

"Die Zukunft hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte. Für die Mutigen ist sie die Chance." Victor Hugo

 

Der Beruf wäre etwas ganz Neues, etwas anderes und artfremdes, was Kerstin nicht kennt. Es fühlt sich an, wie ein Sprung in das kalte Wasser. Kerstin wählt den Weg des geringsten Widerstandes und tritt die Flucht nach vorn an, sich diesen beruflichen Weg schleunigst aus dem Sinn zu schlagen. Das Ergebnis ihrer Entscheidung ist eine emotionale Achterbahnfahrt, Leerlauf, Zweifel und Angst vor der eigenen Courage. Sie kommt an den Punkt, an dem die Leichtigkeit fehlt, an dem sie nicht mehr will und nicht mehr vorwärtskommt. Frau steht sich letztendlich selbst im Weg. Kerstin ist sehr stringent mit ihren Entscheidungen. Entweder richtig oder gar nicht. Hop oder top. Was gerade fehlt sind die Zwischentöne, wie ein Anruf, um genauere Details zu erfragen und sich darüber bewusst zu werden, ob der neue Berufswunsch als Quereinsteigerin wirklich mit ihrer Realität, mit Töchterchen Lene und ihren eigenen Stärken und Talenten im Einklang steht. Es braucht Mumm diesen neuen Weg zu gehen und stellt sich grade als eine riesige Herausforderung dar.

  

Einen Tag später traut sich Kerstin doch noch, ihren inneren Widerstand anzugehen und in der Gärtnerei anzurufen. Der Chef ist nett, offen und direkt. Schnell ist ein Termin am nächsten Tag für ein Vorstellungsgespräch gemacht. Gerade 10 Fahrradminuten von zu Hause entfernt, wäre der zukünftiger Arbeitsweg. Einfach ideal.

 

Nach dem ersten Tag im Praktikum in der Gärtnerei fühlt sich Kerstin erschöpft und zufrieden. Sie hat sich körperlich ausgepowert, etwas sinnvolles getan, Wertschätzung im Team erfahren und das Produkt ihrer Arbeit erhalten. Der einzige Wermutstropfen ist die geringe Bezahlung und auf Grund dessen, sieht sie nur den Ausweg wieder zurück hinter den Schreibtisch. Gut bezahlt und sicher. Doch alles in Kerstin streikt. Ihr Körper sendet ihr deutliche Signale. Büro hat fertig - und es gibt noch genug Möglichkeiten in anderen Jobs ins Handeln zu kommen. Es braucht nur den ersten kleinen Schritt, einfach loszugehen und zu fragen, egal ob in der Post, im Lebensmittelbereich oder in der Drogerie - Hauptsache etwas praktisches tun. Selbst den Führerschein für den Gabelstapler würde sie lieber machen, als sich noch einmal hinter einen PC zu setzen und die Papiere hin und her zu schieben, bis der Kopf raucht.  

 

Kerstin braucht jetzt neue Kraft und ein realistisches Ziel, die passende Motivation und den Ansporn, den Branchenwechsel auch zu schaffen. Zum Glück fällt ihr dabei ihre Tochter Lene ein. Sie erinnert sich daran, was sie immer zu Lene sagt, wenn der nächste Laufwettbewerb ins Haus steht: Ruhig starten, Tempo halten und am Schluss Gas geben. Weg mit 100 % Perfektionismus und der Messlatte über dem Kopf. Kerstin passt ihre Ansprüche an ein normales Level an, nimmt den Gang (Druck) raus und gewinnt damit wieder neue Zuversicht. Manchmal fehlt lediglich der Startschuss. Nach einigen Kontakten mit verschiedenen Arbeitgebern ist ein zeitnaher Quereinstieg unproblematisch möglich und auch die Sorge zu wenig Geld zu verdienen, rückt immer mehr in den Hintergrund.  Erst einmal abbiegen in ein neues Umfeld, mit neuen Kollegen und mit einer Tätigkeit, wo Kerstin richtig mit anpacken kann. In einer neuen Arbeit ist sie schließlich schneller als gedacht und aussuchen kann sie es sich jetzt auch noch. Frau muss es sich nur manchmal - trotz alleinerziehend -  ganz bewusst machen und sich etwas zutrauen.

 

Für Kerstin geht es wieder bergauf! Es geht vorwärts. Branchenwechsel im Quereinstieg. Kerstin winkt dem Schreibtisch aus der Ferne und Tochter Lene kann auch ganz stolz auf so eine taffe Mutti sein. Los geht’s!

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